CfP: Coming to the Surface or Going Underground? Art Practices, Actors, and Lifestyles in the Soviet Union of the 1950s-1970s
The Research Centre for East European Studies (FSO), Bremen, November 13-14, 2025
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3 0330 / Zoom
Sheila Fitzpatrick (Melbourne)
Lost Souls. Soviet Displaced Persons and the Birth of the Cold War
Summerschool European Network Remembrance and Solidarity
25.-26. August 2025 (online), 01.-10. September 2025
Deadline: 06.05.2025
FSO Bremen und Paris; Prag und Paris
Wissenswertes
Flurbegehung im Magdeburger Grenzgebiet.
Mail-Art aus der DDR
So auch der aus Magdeburg stammende Thomas Westermann, seit 1986 in Schönebeck an der Elbe als Grafiker und Siebdrucker tätig. Gemeinsam mit seinem Kollegen Wolfgang Schneider dachte er sich ein ungewöhnliches Kunstprojekt zur Vorbereitung einer Ausstellung im damaligen Kulturhaus „Ernst Thälmann“ aus. Sie verschickten Briefe an Künstler/innen, die sich des postalischen Netzwerkes bedienten. In den Kuverts befand sich die fotografische Abbildung eines leeren Flurs im Kulturhaus (siehe Abb. 2). Auf dem Begleitschreiben luden die Kuratoren die Mail-Artisten zur Ausstellung mit dem Titel „tRaumgeBILDE“ ein und baten sie, die beiliegenden Fotos mit einer „Traum-Kreation“ zu gestalten.

Foto: Fabian Winkler Fotografie. Quelle: Archiv der Forschungsstelle Osteuropa, FSO 02-103.
Die Resonanz war unerwartet groß. Mehr als 200 Einsendungen aus 26 europäischen und außereuropäischen Ländern, die Mehrzahl unter ihnen aus der DDR und der BRD, erreichten die Kuratoren. Doch in der letzten Phase der Ausstellungsvorbereitung im Spätherbst 1985 tauchten unüberwindbare Hindernisse auf. Die Leitung des Kulturhauses wandte sich zwecks politischer Absicherung an die örtliche Zentrale der Staatssicherheitsbehörde in Magdeburg. Diese bewertete in einem Schreiben vom 26.01.1986 die Ausstellung als Verstoß „gegen Grundsätze der staatlichen Kulturpolitik der DDR“, da „eine inhaltliche Konzeption im Sinne sozialistischer Kulturpolitik (…) weder formuliert noch erkennbar (war)“. Besonders den aus der DDR stammenden Mail-Artisten wurde vorgeworfen, dass ihre Arbeiten „weder formal-ästhetisch noch inhaltlich den Ansprüchen an sozialistische Kunst“ genügten. Die damit aus staatspolitischen Gründen untersagte Ausstellung wurde allerdings noch zu DDR-Zeiten im Spätherbst 1988 in fragmentarischer Form in zwei Magdeburger Jugendclubs gezeigt.
Doch damit nicht genug. Noch zweimal, in den Jahren 1995 und 2005, wurde diese Ausstellung mit einer rasant wachsenden Zahl von Teilnehmer/innen aus aller Welt in Magdeburg präsentiert. Ein Mail-Art Projekt also mit „verdammt viel Eigendynamik“ (F.L. Freygang), wie es die grafisch und inhaltlich ausgezeichnete zweisprachige Dokumentation „Flurbegehung“ (Schönebeck 2006) wie auch die acht Abbildungen von in der DDR und der BRD lebenden Künstlerinnen und Künstlern aus der Ausstellung 1988 zeigen (siehe Abb. 1).
Thomas Westermann übergab alle Ausstellungsmappen und die Dokumentation am 20. November 2015 als Schenkung dem Archiv der Forschungsstelle Osteuropa. Darüber hinaus ist das elektronisch konservierte künstlerische Material auch unter www.traumgebilde.net einzusehen.
Franz Leopold Freygang / Thomas Westermann: tRAUMgeBILDE. ROOM-CREATION. FLURBEGEGNUNG. Inspection of the Hallway, Schönebeck 2006.
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